2003 – Rohbau

Erkelenzer Verein „Sena Nursery School“ baut eine Vorschule in Gambia

Das Dorf tanzte vor Begeisterung

Von CORNELIA BIRTH

ERKELENZ. Anhaltende Dürre herrscht seit drei Jahren in Westafrika – auch in Gambia. In Lamin, einem Dorf im Nordteil des Landes, legten Tilly und Bernhard Janssen im November den Grundstein zum Vorschulbau des Erkelenzer Vereins „Sena Nursery School“. Vier Monate mussten sich die beiden bis zu ihrer nächsten Reise gedulden. „Wir waren so gespannt, wie unser Projekt vorankommt und ob alles ohne Schwierigkeiten läuft“, so der 56-jährige Chirurg des Erkelenzer Krankenhauses. „Habt Vertrauen und ihr werdet eine Überraschung erleben!“, beruhigte Freund Ansu, der mit seinem Bruder, dem Grundschullehrer von Lamin, den Bau überwacht, immer wieder am Telefon das Ehepaar in Deutschland. Nun saß es endlich wieder in der klapprigen Fähre über den Gambia, der sich 350 Kilometer lang durch das Land (eines der zehn ärmsten der Welt) schlängelt. Vertraut plauderten die Janssens mit den Einheimischen, während ein paar Touristen, die sich nur selten ins Landesinnere vorwagen, an Bord ängstlich um sich blickten.
Unendlich lang erschien der Weg nach Lamin. Umso überwältigender der Empfang im Dorf mit Tanz und Gesang für das Ehepaar, das bereits ungeduldig erwartet wurde. Es blickte in die großen, leuchtenden Augen, die vor Freude und Stolz strahlten, als Tilly und Bernhard Janssen die Begeisterung ins Gesicht geschrieben stand: Der Rohbau der Vorschule steht, wie geplant. „Auch die Buchführung über Ausgaben und Material stimmte“, berichtete Tilly Janssen überglücklich, „die Begeisterung ist im ganzen Dorf spürbar.“
 Nach der anstrengenden Rückfahrt zum Hotel fanden die zwei Ehrenbürger von Lamin immer noch keine Worte, aber sie freuten sich, dass alle, die das Bauprojekt unterstützten, nicht enttäuscht wurden. Es gab viel zu organisieren, die gebürtigen Niederländer aus Erkelenz besuchten auch das Bildungs- und Sozialministerium, um für die Unterstützung zu danken, und schlossen neue Freundschaften.
 Über das Bauprojekt wacht das einberufene Schulkomitee in Lamin, zu dem auch der Alkalo (Dorfälteste) gehört. Für seinen Beistand überreichten ihm Tilly und Bernhard Janssen 50 Kilogramm Reis, das Hauptnahrungsmittel in Gambia. Das Dach ist die nächste Etappe, die finanziert werden muss. Die Entscheidung fiel auf eine Konstruktion aus Stahl, denn Holz wäre ein gefundenes Fressen für Termiten. Außerdem ist die Wasserleitung in Bau. Die Kinder freuen sich schon auf die Schule und ihre rot-weiß karierten Uniformen, die vor Ort genäht werden.
Als das Ehepaar aus Deutschland bei einem Besuch die katastrophalen Zustände in einer Baracke erblickten, in der einmal im Monat eine Schwester Kranke behandelt und nur eine völlig verrostete Waage steht, sahen sich die unermüdlichen Helfer kopfschüttelnd an: „Das ist das nächste Projekt, wenn die Schule fertig ist.“
Im August soll ein Container mit dem dringend benötigten Schulinventar auf die Reise nach Gambia gehen. Bis dahin wartet noch eine Menge Arbeit.
Damit der Schulbetrieb im September beginnen kann, wird weiterhin jede Spende gebraucht.
Spendenkonto:
Sena Foundation for Gambia e. V.
IBAN: DE49 3107 0024 0772 8728 00
BIC: DEUTDEDB310

Zwischenruf

Afrikas Zukunft

Nur durch kollektive Anstrengung gelingt es letztendlich, Gemeinsames zu bewahren und Verantwortung dafür zu tragen. Nicht nur für Afrika gilt: Friedliches Nebeneinander und Miteinander lernen ist das hehre Ziel und Voraussetzung für Stabilität. Genau das braucht auch das von Bürgerkriegen gebeutelte Pulverfass Westafrika. Afrikas Kinder sind die Zukunft ihres Kontinents, was die ungeheure Wichtigkeit ausmacht, denn alles Große fängt stets im Kiemen an. Und „geerntet” werden kann eben nur das, was „gesät” wurde. Ohne Vorschule fehlen den Kindern in Gambia die Voraussetzung für die Grundschule, die zugleich die ein¬zige Schulbildung für die meisten Kinder ist, weil nur die vom Staat finanziert wird. Durch das Schulprojekt des Erkelenzer Vereins „Sena Nursery School” starten zunächst 100 Kinder aus Lamin und den Nachbardörfern in eine hoffentlich aussichtsreichere Zukunft, wenn im September der Unterricht dort beginnt.

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