2006 – Interview mit Dr. Bernhard Janssen

Wir gehören zur Familie

ERKELENZ Tilly und Bernhard Janssen besuchten Niumi Lamin 2001 das erste Mal. Mittlerweile hat sich dort einiges geändert – nicht nur optisch. Mit dem Chirurgen am Erkelenzer Krankenhaus sprach RP-Mitarbeiterin Cornelia Birth.

Erleben Sie Ihre Besuche anders als zu Beginn?
Natürlich. 2001 wurden wir skeptisch angeschaut und waren einfach nur „Toubab“ (in der Wolof-Sprache für Weißer oder Fremder). Viele wollten nur die Hand aufhalten, was man den Menschen letztlich nicht verübeln kann. Da wir aber nicht nur versprachen zu helfen, sondern Taten folgen ließen, sind wir zur Familie geworden. Und die Familie hat in Afrika einen großen Stellenwert. Wir spüren nicht nur Dankbarkeit, Vertrautheit und Herzlichkeit, sondern genießen auch Gastfreundschaft und Lebensfreude. Es ist ein Geben und Nehmen. Wir versuchen, den Menschen eine Perspektive aufzuzeigen, um der Landflucht entgegenzuwirken. Denn: Ohne den Rückhalt der Großfamilie gehen die meisten unter.

Haben Sie schon ein neues Projekt im Auge?
Die Krankenstation liegt uns am Herzen. Diejenigen, die das erste Mal mit im Dorf waren und die katastrophalen hygienischen Zustände sahen, kämpften mit Tränen. Einfach menschenunwürdig. In Gambia kommen auf 100.000 Einwohner drei Ärzte!  Aber wir haben noch mehr Ideen: ein Spielplatz, ein Bewässerungssystem für die Felder zur Entlastung der Frauen. Wir werden sorgfältig planen und vor Ort genau ausloten, was machbar ist und nichts übers Kreuz brechen.

Sie schickten das erste Mal Container auf die Reise.
 Ja, anders ging es nicht, denn so spezifische Dinge wie Wärmedämmplatten waren in Gambia nicht zu beschaffen. Es war nicht nur ein logistischer Kraftakt, sondern auch ein finanzieller: Wir mussten zwei Container kaufen und den Transport bezahlen. Nun sind wir um einige Erfahrungen reicher. Danke an alle, die uns unterstützt haben wie z. B. der ehemalige Marienviertel-Verein, die Doverener Missionsgruppe, ein aufgelöster niederländischer Verein und nicht zuletzt die Franziskusschule. Wir hätten sonst alles verschieben müs-sen.