2002 – Interview mit Dr. Bernhard Janssen

Interview mit dem Arzt Dr. Bernhard Janssen im Jahr 2002

Dankbar für jede Hilfe

ERKELENZ. Gut Ding hat Weile. Es bedurfte vieler kleiner Schritte, damit der lang gehegte Wunsch von Tilly und Dr. Bernhard Janssen Wirklichkeit wurde: Ihr Vorschulprojekt (die RP berichtete mehrfach) ist nun erfolgreich angelaufen. Mit dem Mediziner und Vorsitzenden des Vereins „Sena Nursery School” unterhielt sich nach seiner Rückkehr aus Gambia RP-Mitarbeiterin Cornelia Birth über das. Erreichte und die weiteren Planungen.

Zu Ihrem Projekt gehört viel Courage und Zielstrebigkeit, schließlich baut man ja nicht mal eben schnell in Afrika.

Wir waren immer guten Mutes und haben uns nicht beirren lassen. Denn nur Beharrlichkeit führt zum Ziel. Außerdem haben viele mitgeholfen, denen wir dankbar sind -für jede noch so kleine Hilfe. Kostenlos fertigten zuletzt das Architektenbüro Storms die Bauzeichnung und das Ingenieurbüro Sommer die Baustatik für die Schule an. Über 500 Euro spendete im Sommer die Kunstakademie auf Haus Hohenbusch. Die Kfz-Werkstatt Gerry Wawerka aus Hückelhoven stellt ein Pick-up-Auto zur Verfügung, damit die Schule die weiten Wege wie etwa zum Krankenhaus selbst bewältigen kann.

Wie läuft der Bau jetzt ohne Sie weiter?

Natürlich braucht man Menschen, auf die man sich fest verlassen kann. Unser langjähriger Freund Ansu sowie sein Bruder Tumani, Lehrer in der Grundschule von Lamin, überwachen das Geschehen genauestens und halten uns auf dem Laufenden. Ein erfahrener Bauleiter kontrolliert die Arbeit. Für die Fertigstellung des Rohbaus hat er zunächst ein Drittel der vereinbarten 1200 Euro bekommen, wovon er auch die ortsfremden Arbeiter bezahlen muss, die Männer aus Lamin arbeiten umsonst. Nur gegen Unterschriften zweier Vertrauenspersonen kann Geld für Baumaterial von unserem Bankkonto abgehoben werden.

Wie groß wird der Kindergarten, und was lernen die Kinder?

Das 300 Quadratmeter große Gebäude kann 100 bis 120 Kinder aufnehmen, wobei jederzeit erweitert werden kann. Den Kindern werden von drei Lehrern, denen wir ein festes Gehalt zahlen, Grundkenntnisse  im  Rechnen, Schreiben und Lesen vermittelt. Ohne diese Voraussetzungen kommen die Kinder später in der Grundschule nicht mit. Deshalb schicken die Eltern, die die Vorschule nicht bezahlen können – und das sind die meisten -, ihre Kinder gar nicht erst hin. Und genau für die Kindern dieser Familien bauen wir einen Vorschulkindergarten, damit auch sie eine Chance bekommen. Durch unser Projekt erhalten die Kinder direkt Anschluss, denn die Grundschule in Lamin wird für viele die einzige Schulbildung bleiben, weil nur diese der Staat bezahlt.

Wie sieht Ihr weiterer Zeitplan aus, und wo gibt es noch Probleme?

Wenn wir im Frühjahr nach Gambia zurückkehren, ist der Bau fertig für den Dachstuhl. In Angriff nehmen müssen wir noch die Wasserversorgung für die Schule. Möglicherweise muss noch ein Brunnen angelegt werden, falls der Druck an der Wasserstelle im Dorf nicht ausreicht. Alles, was wir in Gambia nicht besorgen können, muss wie die Schulmöbel eingeflogen werden – und die Frachtkosten sind nicht billig. Wir haben unseren Verein „Sena Nursery School” auch offiziell in Gambia registrieren lassen, damit wir z.B. bei der Einfuhr keinen Zoll bezahlen brauchen. Einige Male hat uns ein Sicherheitsbeamter des Bildungsministeriums bei den Behördengängen begleitet, so dass die Mühlen jetzt ein bisschen schneller mahlen. Trotzdem: Unser Projekt ist zweifellos überall willkommen. Wenn alles glatt geht, können wir die Schule in einem Jahr einweihen. Aber bis dahin ist der Weg noch weit. Um alles, zu realisieren, wird noch viel Geld gebraucht z.B. für die Solaranlage der Schule, denn in Lamin gibt es keinen elektrischen Strom.