2001 – Interview mit Dr. Bernhard Janssen

Interview mit dem Arzt Dr. Bernhard Janssen im Jahr 2001

 

Eine Zukunftschance für Kinder in Gambia

ERKELENZ. Im Dezember vergangenen Jahres stellten wir unseren Lesern den Plan von Dr. Bernhard Janssen vor, in Gambia eine Vorschule zu bauen. RP-Mitarbeiterin Cornelia Birth sprach mit dem 54-jährigen Chirurgen am Erkelenzer Krankenhaus über sein ehrgeiziges Vorhaben im kleinsten Land Afrikas mit 1,1 Millionen Einwohnern, darunter viele Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Sierra Leone.

Sie haben als Arzt den hippokratischen Eid geschworen. Man könnte meinen, Ihr Beruf verpflichtet, auch außerhalb des ärztlichen Bereiches zu helfen.

Jeder Arzt leistet diesen Eid, der rote Faden für seine Arbeit. Dieses Versprechen ist Verpflichtung und muss sich vor allem als Bedürfnis, anderen zu helfen, verinnerlichen – egal an welchem Ort. Andererseits ist ein Arzt ein Mensch wie jeder andere, ohne sich irgendwie zu privilegieren. Für jeden Menschen sollte es selbstverständlich sein zu helfen, jeder nach seinen Möglichkeiten.

Wann haben Sie und Ihre Frau Tilly sich entschlossen, eine Vorschule in Gambia zu bauen?

Beim letzten Besuch im November 2000. Unsere Hilfe sichert bislang nur den provisorischen Schulbetrieb – 40 Quadratmeter für 188 Kinder. Wir begriffen, dass alles Bisherige nur ein Tropfen auf einen heißen Stein ist. Jetzt haben wir ein Ziel. Es ist eine konkrete Hilfe und keine planlose, bei der man hier und da mal 100 Mark gibt, denn das bringt das Land nicht weiter.

Wie geht Ihr Projekt voran?

Es hat sich eine Menge getan. Unglaublich schön, fremde Menschen sprechen uns an und wollen etwas dazutun. Die Hilfe ist so vielfältig:
Ein Pensionär kommt jeden Monat und spendet 20 Mark, ein Kind leert sein Sparschwein, jemand verzichtet auf seine Geburtstagsgeschenke… Eine tolle Aktion war natürlich das Ponyfest in Hohenbusch. Für jede Hilfe sind wir dankbar, sei sie noch so klein. Mittlerweile ist fast ein Drittel der benötigten 30000 Mark zusammengekommen. Dafür können wir bald das Grundstück kaufen.

Der Schriftsteller Peter Rosegger sagt: „Gute Menschen sind ansteckend. “

Ich hoffe. Und dass es immer mehr werden. Neid, Unzufriedenheit und Eigennutz bestimmen zunehmend unsere Gesellschaft. Wenn man das Elend hautnah erlebt, erhält man einen ganz anderen Blickwinkel auf sein eigenes Leben – mit weniger auch glücklich sein. Es sind die einfachen Dinge, das ursprüngliche Leben, das wir hier oft vergessen haben.

Warum schließen Sie sich nicht einer Hilfsorganisation an?

Die Verwaltung von Hilfsorganisationen schluckt einen Teil des Geldes. Außerdem kann ich mich jederzeit vor Ort überzeugen, dass die Hilfe wirklich ankommt und nicht irgendwo versickert. Seriosität ist oberstes Gebot. Deshalb haben wir auch einen Verein gegründet, der dann alle Ausgaben für die Schule kontrolliert.

Warum sind Ihnen die Kinder so wichtig?

inder sind unsere Zukunft. Kinder sind leicht beeinflussbar, und sie leben das nach, was die Erwachsenen ihnen vermitteln, auch Gewalt und Hass. Deshalb kommt der Bildung und Erziehung der Kinder, die an die Vernunft appelliert, eine so immense Bedeutung zu, besonders in den Entwicklungsländern. Hilfe darf keine Abhängigkeit erzeugen, sondern Menschen sollen begreifen, dass sie ihre Zukunft selbst verändern können. Und um die Zukunftschancen der Kinder in Gambia zu verbessern, bauen wir diese Schule.