Anpacken für Gambia
Der Erkelenzer Verein „Sena Nursery School“ bereitet in Wildenrath eine Lagerhalle vor, die per Schiff in eines der ärmsten Länder der Welt transportiert werden soll.
VON CORNELIA BIRTHWEGBERG Ein verzinktes Stahlskelett steht seit drei Wochen auf der Wiese der Firma Baltes Bedachungen. Nichts Ungewöhnliches an sich. Doch wenn armdicke Wandplatten passgenau zugeschnitten, eingezogen und kurzerhand wieder demontiert werden, so wie am Samstag, könnte das durchaus Kopfschütteln verursachen.
Die Erklärung ist einfach und doch nicht alltäglich. Die Konstruktion soll einer Lagerhalle Halt geben. Nicht irgendwo, sondern im westafrikanischen Gambia, eines der weltweit ärmsten Länder.
Im Dorf Niumi Lamin baute der Erkelenzer Verein „Sena Nursery School“ bereits eine Vorschule, nun folgt sein nächstes Projekt. Die Dorfbewohner im Landesinnern leben fast ausschließlich von der Landwirtschaft, harte Arbeit – in Afrika Frauensache. Langanhaltende Dürre und Heuschreckenplagen sind keine Seltenheit. Ein Kühlhaus soll Temperaturen bis 40 Grad Celsius trotzen und die Ernte bei zwölf bis 15 Grad vor raschem Verderb schützen. „Wir möchten gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen”, sagt Vereinsvorsitzender Dr. Bernhard Janssen: Mangelernährung, fehlende Infrastruktur und Landflucht, die immer mehr Menschen in die Elendsviertel der Städte treibt, weil sich in Touristengebieten Geld schneller durch Betteln und Prostitution verdienen lässt. Zu Hause liegen derweil Felder brach, die großen traditionellen Familienverbände, die die Menschen auffangen, zerfallen.
Die Dorfbewohner sollen außerdem lernen, Eigenverantwortung zu übernehmen, denn sie müssen die Lagerhalle selbst unterhalten. Von Mieteinnahmen müssen Reinigung, Hausmeister und Wachmann bezahlt werden. Vertrauen ist gut, doch wer Afrika und seine Probleme kennt, weiß, dass Kontrolle besser ist: Die Vereinsmitglieder schauen deshalb auch unangemeldet nach dem Rechten. Damit das Projekt Früchte tragen kann, gibt es noch jede Menge Arbeit. Jedes noch so kleine Bauteil wurde akribisch nummeriert.
Zwei 40-Fuß-Container werden noch dringend benötigt, damit auch die dicken Isolations- platten, die die Firma Metecno aus dem thüringischen Blankenhain für 12 600 Euro stiftete, auf die Seereise gehen können – ebenso wie die vom Praktiker-Baumarkt zugesicher- ten Werkzeugspenden.
Der Transport von Wegberg bis in den Hafen von Gambias Hauptstadt Banjul kostet pro Container rund 3500 €. Unterdessen ist im Dorf das Fundament fertig gegossen. Nun müssen Stahlplatten zur Verankerung eingelassen werden. Bei Architekt und Bauleiter Ernst Storms laufen alle Fäden zusammen. Das Herzstück der Lagerhalle wird eine Solaranlage sein, ein Pilotprojekt der Hochschule Delft/NL, die mit einer neuen Technologie der Lösung des afrikanischen Energieproblems ein Stück näher kommen will.