2002 – Grundsteinlegung

Rheinische Post, 10. Dezember 2002

Die Schule unter den Mango-Bäumen

Auf diesen Augenblick haben Tilly und Dr. Bernard Janssen des Erkelenzer Vereins „Sena Nursery School“ lange gewartet:
Sie legten jetzt in Gambia den Grundstein für den Bau einer Grundschule

Von CORNELIA BIRTH

ERKELENZ Als das Flugzeug in Gambias Hauptstadt Banjul landet, schlägt Tilly und Bernhard Janssen die afrikanische Hitze entgegen. 35 Grad und 80 Prozent Luftfeuchte herrschen in Aquatornähe – und zu Hause tobt sich das Orkantief „Jeanette” aus.

Auf das rührige Ehepaar warten in drei Wochen eine Menge Arbeit, Formalitäten und Organisation. „Wir sind so glücklich, dass es jetzt endlich losgeht”, gestehen die Ungeduldigen, die sich für ihr Vorschulprojekt das Dorf Lamin ausgesucht haben, in dem rund zirka 800 Menschen wohnen. Auch wenn der Weg auf die Northbank – durch den Fluss Gambia von der Southbank getrennt – beschwerlich ist, „dafür wird die Schule hier noch dringender gebraucht”, erklärt Tilly Janssen.

Nicht nur die beiden gebürtigen Niederländer müssen auf dem Weg nach Lamin zuerst die 4,5 Kilometer breite Mündung des Gambias mit einer Fähre überqueren, sondern auch alles Baumaterial. Weiter geht es mit dem Jeep eine Stunde über eine Buckelpiste, immer wieder hüpfen Affen über den Weg.

Ganz Lamin, ein typisch afrikanisches Dorf, ist auf den Beinen und begrüßt vor Freude tanzend die beiden „Toubab” – so nennen die Afrikaner die Weißen -, denen die Zeremonie der Ehrerbietung sichtlich unangenehm ist. Und schon sind die Janssens von einem Pulk Kinder umringt und haben gleich drei, vier an jeder Hand.

Der Alkalo (Dorfälteste) erzählt, dass bereits viele Weiße hier eine Vorschule bauen wollten, aber nicht wiederkamen, Nun ist es soweit und das wird auf afrikanische Art mit viel Musik und Tanz gefeiert, denn alle sind mächtig stolz. Die frohe Kunde hatte sich schnell in den Nachbardörfern herumgesprochen, die auch gleich ihre Kinder anmelden wollen, denn es gibt in der Umgebung bislang nur drei Vorschulen – für 52 Dörfer.

In Banjul kaufen Tilly und Bernhard Schubkarren, Schaufeln, Spitzhacken und zunächst 100 Sack Zement sowie fünf Ladungen Sand und Kies, eine wertvolle Fracht, die wohlbehütet in Lamin ankommt. Das 8000 Quadratmeter  große  Grundstück wird vom Gras befreit und alle sind mit vollem Eifer dabei. Die Hohlblocksteine für den Bau werden von den Männern vor Ort in Formen gegossen – die ersten 1500 von insgesamt 5000 Stück.

Tilly und Bernhard Janssen geben den Dorfbewohnern deutlich zu verstehen, dass es Hilfe nicht zum Nulltarif gibt, sondern der Fortschritt des Projektes auch von ihrer Mitarbeit abhängt. Außerdem: „Es sind auch die Spenden von Fremden, die mithelfen, dass es vorwärts geht”, macht der 55-jährige Chirurg am Erkelenzer Krankenhaus klar.

Der Erdaushub ist geschafft und der Grundstein gelegt. Drei riesige Mangobäume breiten ihre Schatten spendenden Kronen aus und dienen später als Sonnenschutz – wenn die Schule fertig sein wird.