2012 – Krankenstation im Frühjahr 2013 eröffnen

Erscheinungsdatum: 31.12.2012 − Zeitung: RP − Ausgabe: ERK − Ressort: L − Seite: 18
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Krankenstation im Frühjahr eröffnen

Drs. Natascha Janssen ist Vorsitzende des Erkelenzer Vereins Sena Nursery School in Gambia/Westafrika. Die 40−Jährige übernahm das Amt ihres 2009 verstorbenen Vaters, Drs. Bernhard Janssen.


Frau Drs. Natascha Janssen, wenn Sie den Kindergarten besuchen, den der Erkelenzer Verein Sena Nursery School in Gambia/Westafrika 2003 einweihte, kommen Sie auf dem Weg durch das besonders schwach entwickelte Landesinnere auch an Vorschulen vorbei, die längst geschlossen sind. Wie geht es Ihrer Vorschule heute?


Janssen Als wir die Vorschule ein Jahr nach dem Tod meines Vaters besuchten, befand sich das Gebäude in einem heruntergekommenen Zustand. Bernhard Janssen genoss ein unglaubliches Ansehen. Er gab nie seine Arzttasche an der Garderobe ab. Der Verlust hat nicht nur uns sehr getroffen. Wir spürten im Dorf lange eine gewisse Lethargie. Zuerst veranlassten wir die Instandsetzung der Vorschule. Doch wir waren auch unzufrieden mit dem Unterricht, weil die Lehrer ihr Wissen den Kindern nur unzureichend vermitteln konnten. In zähen Gesprächen mit dem Hauptlehrer baten wir um Lehrpläne und die Dokumentation der Umsetzung wie in anderen Vorschulen des Landes üblich. Leider mussten wir trotz mehrfacher Aufforderung feststellen, dass der Hauptlehrer nicht kooperieren wollte. Wir drohten daraufhin, all unsere Hilfe im Dorf einzustellen, sollte sich nichts bewegen. Dann kam die Wende.


Was ist geschehen?

Janssen Im Dorf wurde ein Komitee aus sieben Lehrern, Eltern und dem Dorfältesten gegründet, das die Vorschule organisiert. Der Hauptlehrer wurde ersetzt. Jetzt funktioniert es, und unser Freund Ansou wird entlastet, der sich bislang vor Ort um alles kümmern musste. Derzeit besuchen 160 Kinder kostenlos die Vorschule und bekommen täglich eine warme Mahlzeit.


Der Wunsch Ihres Vaters war eine Krankenstation. Wie steht es um diese?


Janssen Ja, wir werden sie im Frühjahr einweihen. Aber wir hatten die Planungen so lange auf Eis gelegt, bis die Vorschule richtig läuft. Das haben die Menschen begriffen. Die neue Krankenstation für die Erstversorgung soll die alte menschenunwürdige Baracke ersetzen. Der Rohbau steht. Dankbar sind wir Architekt Ernst Storms, der uns bisher mit Rat und Tat zur Seite stand. Aber die schlechten Kommunikationsmöglichkeiten in dem so schwach entwickelten Landstrich Gambias veranlassten uns zur Umplanung. Anders als angedacht werden wir nun Dach, Fenster und Türen direkt in Gambia anfertigenlassen. Das hat auch bei der Vorschule geklappt. Wir schaffen vor Ort Arbeit und sparen zudem teureFrachtkosten.

„Man hilft Menschen nicht, wenn man für sie tut, was sie selbst tun können“, sagte Abraham Lincoln . . .

Janssen . . . stimmt, auf die richtige Dosis Nächstenliebe kommt es an. Man darf Menschen nicht die Würdenehmen – schon gar nicht in Afrika. Die Kolonialzeit wirkt immer noch nach. Entwicklungshilfe brauchteinen langen Atem und scheitert oft nicht am Geld, sondern weil zwei verschiedene Weltenaufeinandertreffen. Wir Europäer sehen vieles anders und müssen lernen, die Menschen in Afrika zuverstehen.

Was treibt Sie persönlich an?

Janssen Vaters Traum und strahlende Kinderaugen. Bildung ist so wichtig, damit die Menschen ihr Landnicht verlassen. Wir wollen Perspektive schaffen, Hilfe zur Selbsthilfe. Natürlich kostet es Zeit und Kraft,aber ich kann mich auf die Mitstreiter unseres Vereins verlassen. Besonders freuen wir uns, dass uns dieRealschule Heinsberg weiter unterstützt und uns zuletzt 8500 Euro spendete.

Cornelia Birth führte das Gespräch.