2013 – Freude über die neue Krankenstation

Erscheinungsdatum: 02.04.2013 − Zeitung: RP − Ausgabe: ERK − Ressort: L − Seite: 16
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Freude über die neue Krankenstation


Der Traum, im Ruhestand in Niumi Lamin/Gambia zu helfen, erfüllte sich für den Chirurgen Dr. Bernhard Janssen nicht. 2009 starb der Vorsitzende des Vereins Sena Nursery School. Seine Vision
verwirklichten nun seine Mitstreiter.
von Cornelia Birth

Es war für einige der 20−köpfigen Reisegruppe aus dem Kreis Heinsberg die erste Begegnung mitdem westafrikanischen Land Gambia und ein außergewöhnliches Erlebnis. Singend, trommelnd und tanzendliefen die Dorfbewohner von Niumi Lamin ihren Gästen mit gambischer und deutscher Flagge entgegen, so dass es manchen nicht im heißen Kleinbus hielt und er sich dem Trubel hingab.

 

Da stand sie nun, die schmucke neue Krankenstation des Vereins Sena Nursery School. Alle hatten sich zur Eröffnung versammelt – nur einer konnte diesen Moment nicht mehr miterleben, Dr. Bernhard Janssen, der ehemalige Chirurg am Erkelenzer Krankenhaus. Der 12. März war ein ganz besonderer Tag: sein Geburtstag. Ein wehmütiger Augenblick besonders für seine Ehefrau Tilly, seine Kinder Natascha und Sergej, aber auch für die Mitstreiter des Vereins und nicht zuletzt für seine große afrikanische Dorffamilie, die den Mediziner in ihr Herz geschlossen hatte. Nächstenliebe war für ihn kein leeres Wort, sondern er begegnete den Menschen stets auf Augenhöhe.

 

Mit bewegenden Worten erzählte Tochter Natascha von der Vision ihres Vaters und dem Entschluss, die Krankenstation auch ohne ihn zu bauen, ein langer, aber erfolgreicher Weg. „Ich glaube, dass Papa auf uns schaut und so stolz auf uns alle ist. Wir haben ihm seinen Traum verwirklicht. Die Krankenstation ist das letzte Geschenk, das wir ihm gemeinsam machen konnten.“

Nataschas Dank galt allen Spendern, so auch Reinhard Welters, dem mitgereisten Schulleiter der Heinsberger Realschule, deren Schüler zuletzt beim Sponsorenlauf 8500 Euro erliefen. Jeder Gast wurde einzeln aufgerufen und bekam unter Jubel ein buntes Afrikahemd übergestreift.

Stellvertretend für das Gesundheitsministerium lobte ein junger Mediziner des nächstgelegenen Krankenhauses in Albreda das Projekt. Er betonte, wie wichtig die Krankenstation für die medizinische Erstversorgung auf dem Land ist. Nicht zuletzt lernen täglich 160 Vorschüler und 320 Grundschüler in Niumi Lamin. Für die Menschen ist der Fußweg nach Albreda im Notfall nicht zu bewältigen, schon gar nicht in der Regenzeit. Es wurde vereinbart, dass der Arzt und zwei Krankenschwestern nun, statt bislang einmal pro Monat, jede Woche die Krankenstation besuchen. Patienten, die nicht in Niumi Lamin behandelt werden können, werden mit dem Kleinbus des Vereins ins Hospital nach Albreda gebracht, das auch vom Erkelenzer Verein unterstützt wird. So kam ein Sterilisationsgerät des Erkelenzer Krankenhauses rechtzeitig, weil das alte nicht mehr repariert werden konnte. Vor Ort ist auch ein Krankenpfleger, der im Dorf wohnt.

Die Reisenden staunten: Kein Baumaterial wurde aus Deutschland eingeschifft – alles „made in Afrika“. Die Menschen von Niumi Lamin können stolz auf ihre Arbeit sein. Vergessen der ein oder andere Zweifel während der manchmal nicht einfachen Bauphase. Dass es wirklich funktionierte, ist auch das Verdienst von Freund Ansou, der das Ehepaar Janssen 1997 das erste Mal in sein Dorf einlud, Beginn einer langen und innigen Freundschaft. Und jetzt hat Niumi Lamin auch eine neue Krankenstation.

 

Dann der große Augenblick der ganz kleinen Männer: Gemeinsam mit Modou−Bernhard, dem behinderten Sohn (3) von Ansou und Ehefrau Adama, durchschnitt Bernhards Janssens Enkel Thijmen (4) zusammen mit seinen Eltern Natascha und Paul das Band der neuen Krankenstation „Dr. Janssen Memorial Clinic“.

 

Und beim letzten Geschenk für Dr. Bernhard Janssen wird es sicher nicht bleiben, denn in Nuimi Lamin soll es erfolgreich weiter gehen.